TQB Bewertung

Im Unterschied zu zahlreichen anderen Bewertungssystemen für Gebäude unterscheidet die ÖGNB bei den Bewertungsmaßstäben der einzelnen Qualitätskriterien nicht grundsätzlich zwischen Neubauten, Sanierungen oder Bestandsbewertungen. Erfasst wird beispielsweise der Energiebedarf des Gebäudes oder der tatsächliche Schallschutzwert und die dafür zu vergebenden Qualitätspunkte werden an Anforderungen aus dem Neubaubereich bemessen. Aus der Sicht der NutzerInnen macht es letztlich keinen Unterschied, ob beispielsweise der Energieverbrauch in alten Gebäuden durchschnittlich höher als in Neubauten ist: Beurteilbar bleibt für sie der faktische Verbrauch und dieser ist an Werten moderner Objekte zu bemessen. So geht er auch in eine ÖGNB-Bewertung ein.

Insgesamt zeigen die Bewertungsergebnisse der Demonstrationsbauten ein sehr erfreuliches Ergebnis, welches bei den Sanierungen auch deshalb noch besonders gut ausfällt, weil die sanierten Objekte mit konventionellen Neubauten mehr als mithalten können und in vielen Fällen sogar Bestwerte.


Die Dienstleistungsgebäude aus den Leitprojekten erreichen alle ein überdurchschnittlich hohes Bewertungsergebnis von durchschnittlich 905 Qualitätspunkten. Die unterdurch-schnittliche Bewertung von oh456 ist alleine der schlechteren Standortbewertung geschuldet, welche aufgrund der etwas peripheren Lage zustande kommt. Bei Simonsfeld, aspern IQ und LCT One werden Spitzenwerte für Neubauten erreicht; welche durch die Plusenergie-sanierung des Bürogebäudes Getreidemarkt der TU Wien getoppt wird. Bemerkenswert ist auch hier die überaus erfreuliche Qualität der Bürosanierungen des Bezirksgerichts Bruck an der Mur und der Fakultät für technischen Wissenschaften der Uni Innsbruck, welche jeweils Werte von jenseits der 900 Qualitätspunkte erhalten.

Die Wohnbauten erhalten im Vergleich dazu eine mit durchschnittliches Bewertungsergebnis von 809 Punkte (ohne Sonderfälle lt. Anmerkung 1. bis 3. zur Tabelle) und liegen damit etwa zehn Prozent unter den Bewertungsergebnissen für Dienstleistungsgebäude. Dazu ist anzumerken, dass der ÖGNB-Bewertungskatalog für Wohnbauten insgesamt etwas strengere Ansprüche als jener für Dienstleistungsgebäude hat. Zusätzlich dazu handelt es sich bei allen Projekten bis auf den Plusenergieverbund Reininghaus Süd um Sanierungsprojekte, die teilweise auch in Bauwerken mit Schutzstatus (Kaiserstraße) umgesetzt wurden. Die Sanierungsprojekte können teilweise trotz entsprechender Bemühungen nicht umfassend barrierefrei gestaltet werden und verlieren dadurch schon bis zu 50 Qualitätspunkte in der Bewertungskategorie „Standort und Ausstattung“. Vor diesem Hintergrund kann sowohl der Plusenergiesanierung Johann-Böhm-Straße Kapfenberg mit knapp 900 Punkten gesamthaft herausragende Qualität wie den Sanierungen in den Gründerzeitbauten ebenso sehr gute Qualität beschieden werden, wie der neu errichteten Wohnhausanlage Reininghaus Süd ob ihrer sehr guten Werte in den Bereichen Energieeffizienz, Gesundheit und Komfort sowie Baustoffe und Konstruktion.

Parallel zur ÖGNB-Bewertung erfolgte wo immer das möglich war auch die Deklaration nach klimaaktiv für einzelne Gebäude. Die Ergebnisse daraus belegen auch die gute Performance dieser Objekte im Schwerpunktbereich Energieeffizienz und Klimaschutz, auf welchen dieses Bewertungssystem besonders abzielt:

Tendenziell erreichen die Gebäude im Zuge der klimaaktiv Bewertung höhere Punkteanzahlen. Das liegt in erster Linie daran, dass die unbestritten Qualitäten der Demonstrationsbauten im Energiebereich mit höherer Punkteanzahl ins System von klimaaktiv einfließen. Gleichzeitig sind die Ergebnisse zwischen Neubauten und Sanierung noch enger beieinander: Das ist damit zu erklären, dass klimaaktiv im Unterschied zur ÖGNB unterschiedliche Bewertungsskalen für den Energieverbrauch bei Sanierungen und Neubauten hat. Die Ergebnisse werden dadurch von außen nicht besser vergleichbar, sondern nivellieren zueinander hinsichtlich der schwierigeren Rahmenbedingungen (ein relativ höherer Energieverbrauchswert bei einer Sanierung ist mehr wert als beim Neubau).
Beispielhaft könnten an dieser Stelle auch noch die Punkte aus den Bewertungen weggedacht werden: Dann hätten gleich acht von zehn Objekten eine Gold-Bewertung – von außen betrachtet wären sie nahezu alle „gleich gut“.

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